Samstag, Oktober 06, 2007

Raubfisch- und Spinnangeln: "Die kleine Vorfachkunde"

Kleine Vorfachkunde zum Raubfischangeln/Spinnfischen


Das beim Hechtangeln ein geeignetes Raubfischvorfach zwingend notwendig ist, um das Kappen des Vorfaches durch die rasiermesserscharfen Hechtzähne und den damit verbundenen Fisch/- und Köderverlust zu verhindern, sollte sich eigentlich schon herumgesprochen haben. Dabei ist es unabhängig davon, ob man mit dem guten alten Köderfisch angelt, oder aber den Räubern aktiv mit Kunstködern, oder Köderfischen am Spinnsystem nachstellt.



Das gleiche gilt übrigens auch für das Angeln mit Köderfisch/Kunstköder auf andere Raubfische, sofern Hechte im Gewässer vorhanden sind. Ein Hecht schert sich nicht darum, dass der Köder doch eigentlich für Barsch, Forelle oder Zander bestimmt ist, er schnappt einfach zu.

Die Industrie bietet mittlerweile eine Vielzahl an geeigneten und weniger geeigneten Vorfachmaterialien an, auf die ich hier ein wenig näher eingehen werde.


100% bißfeste und damit hechtsichere Vorfächer:

- Stahlvorfächer



Das bekannteste und sicherlich glücklicherweise am häufigsten verwendete Vorfach zum Hechtfischen ist das Stahlvorfach.
Es ist 100% bißfest, in allem möglichen Stärken erhältlich, aber dennoch gibt es gravierende Unterschiede und Einsatzbereiche , die ich hier ein wenig näher erläutern möchte.

Stahlvorfächer gibt es einfädig, also aus einem einzigen Strang bestehend, man nennt es dann Spinnstange. Dieses Vorfach ist sehr steif und findet Anwendung beim Jerken und Spinnfischen mit großen schweren Ködern, bei denen die Gefahr besteht, dass sie sich im Wurf überschlagen und dann mit den Haken im Vorfach verfangen. Zum Ansitz mit Köderfischen oder Fischen mit kleineren Ködern ist es aufgrund seines Gewichtes und Steifheit ungeeignet.

Des Weiteren gibt es geflochtene Stahlvorfächer, bestehend aus 7 Strängen (1x7), 19 Strängen (1x19) oder 49 Strängen (7x7).

Zum Spinnfischen sind alle diese Vorfächer geeignet, aber es gibt Unterschiede sowohl was die Flexibilität angeht als auch die Kosten.
Das 7x7 ist das flexibelste Vorfach unter den genannten Vorfächern und ist besonders geeignet sowohl zum stationären Anbieten von toten Köderfischen, als auch für das Vorschalten vor kleineren Kunstködern, da es durch seine Flexibilität die Aktion des Köders nicht beeinträchtigt. Auch zum Jerken z.B. ist dieses Material sehr gut geeignet. Es ist relativ knickunempfindlich und neigt lediglich zum Verdrallen, was aber die Tragkraft nicht herabsetzt. Einziger Nachteil des 7x7 ist sein Preis, der deutlich über dem der anderen Vorfächer liegt.

Das 1x19-Vorfach ist nicht ganz so flexibel wie das 7x7, aber immer noch flexibler wie z.B. das 1x7 und findet entsprechende Verwendung sowohl zum Spinnfischen als auch beim Fischen mit dem Köderfisch. Auch preislich liegt es zwischen dem 7x7 und dem 1x7.

Ein sehr verbreitetes Stahlvorfach, das vor allem preislich recht günstig ist, ist das 1x7- Vorfach.
Es ist zum einen mit Kunststoff ummantelt erhältlich als auch pur. Das ummantelte Vorfach ist durch den Kunststoffüberzug recht dick und steif und findet eigentlich nur noch zum Spinnfischen Verwendung. In hohen Tragkräften ist es auch zum Jerken geeignet, denn der Kunststoffüberzug verhindert ein allzuschnelles Knicken des Vorfachs, was seine eigentliche Schwäche ist. Bei einem Knick können schnell eine oder mehrere der 7 geflochtenen Stränge brechen und das reduziert natürlich die Tragkraft deutlich. Unummantelte Vorfächer dieser Machart sind aber Dank heutiger verwendeter moderner Materialien immer noch recht flexibel, für die Tragkraft sehr dünn und können sowohl beim Angeln mit dem Köderfisch als auch dem Spinnfischen eingesetzt werden. Ich verwende es bevorzugt dann zum Spinnfischen, wenn mit einer erhöhten Hängergefahr zu rechnen ist, denn dann fällt die kürzere Haltbarkeit nicht ins Gewicht.

Alle diese Vorfächer gibt es in unterschiedlichen Tragkräften von ca. 3 kg aufwärts bis weit über 20 kg und damit universell einsetzbar für alle Ködergrößen und Fischarten.

- Titaniumvorfächer

Dieses recht neu hier erhältliche Vorfachmaterial wird aus einer Legierung mit Titan hergestellt. Der große Vorteil des Titan ist die Formstabilität (Memoryeffekt) bei gleichzeitiger 100%igen Bißfestigkeit bei niedrigem Gewicht. Es ist korrosionsfrei, dehnbar und durch seine schwarze Einfärbung absolut reflektionsfrei und unauffällig. Es ist in unterschiedlichen Tragkräften sowohl als Geflecht als auch als 1x1 erhältlich, wobei das letztgenannte recht steif ist und deswegen hervorragend als "Spinnstange“ für große Köder und Jerkbaits geeignet ist. Dieses Vorfachmaterial ist zwar sehr teuer in der Anschaffung, aber das wird durch die zigfach längere Haltbarkeit selbst gegenüber dem 7x7-Stahlvorfach mehrfach wieder wettgemacht. Zum Einsatz kommt es bei mir vor allem zum Jerken aber auch beim Spinnfischen, wenn nicht oder nur sehr selten mit Hängern zu rechnen ist.



Andere Vorfachmaterialien, die jedoch nicht 100% bißfest/hechtsicher sind:

Der Markt bietet mittlerweile eine Menge alternativer Vorfachmaterialien an, denen allesamt eines fehlt, und das ist die 100%ige Bißfestigkeit beim Hecht. Dieses wichtige Manko wird aber versucht in den Hintergrund zu drücken mit Argumenten der Unsichtbarkeit unter Wasser, höheren Fängigkeit usw…

- Kevlar

Geflochtenes Vorfachmaterial aus Kevlarfasern, das sehr weich ist und sich von daher sehr gut knoten lässt.
Nachteile: absolut nicht bißfest, im Vergleich zur Tragkraft sehr dick und damit auffällig!
Fazit: braucht kein Mensch, allenfalls als Welsvorfach zu gebrauchen.

- Fluorocarbon

Monofiles Vorfachmaterial aus Fluorocarbon-Faser hergestellt.
Vorteile: Dank des in etwa gleichen Lichtbrechungsindexes wie Wasser im selbigen angeblich nahezu unsichtbar, dehnbar, in dünnen Durchmessern knotbar.
Wird sehr gerne als Vorfach beim Fliegenfischen eingesetzt, als Raubfischvorfach beworben, ist aber definitiv nicht hechtsicher!
Nachteile: Nicht hechtsicher, relativ steif – in stärkeren Durchmessern müssen die Vorfächer mit Quetschhülsen verarbeitet werden.

- Hardmono

Monofiles Vorfach aus sehr widerstandsfähigem abriebfestem Kunststoff, das zudem sehr steif ist.
Wird von vielen Herstellern als „Das Raubfischvorfach“ beworben. Dabei geben selbst eingefleischte und bekannte Raubfischexperten zu, dass dieses Vorfachmaterial zwar recht hart ist, aber erst in Stärken ab ca. 0,6 mm einigermaßen bißfest ist.
Es wird gerne eine Unsichtbarkeit analog des Fluorocarbons attestiert, das aber ist schlichtweg falsch. Es besteht aus einem völlig anderen Ausgangsmaterial und ist deswegen deutlich sichtbar unter Wasser.
Es finden sich zahlreiche Berichte in der Fachpresse, die vor dem Hardmono als Raubfischvorfach warnen weil immer wieder Hechte verloren gehen, die das Vorfach mit ihren Zähnen zerstören. Auch aus den Reihen des DHC`s (Deutscher Hechtangler-Club) wird ausdrücklich vor der Verwendung von Hardmono zum Hechtangeln gewarnt.
Ein dünnes Stahlvorfach ist um ein Vielfaches unauffälliger im Wasser und bietet maximalen Schutz vor den Zähnen der Hechte.

Fazit:

Der verantwortungsbewusste Angler muß sich beim Raubfischangeln, egal ob beim Spinnfischen/Schleppen/Jerken oder auch dem Angeln mit Köderfisch immer erst fragen, ob denn in dem Gewässer Hechte vorhanden sind.
Ist dies der Fall, dann kommen aus Gründen der Waidgerechtigkeit nur Vorfachmaterialien in Frage, welche zu 100% den Hechtzähnen widerstehen. Wie oben beschrieben, trifft dies lediglich auf Stahl- und Titanvorfächer zu.
Es wäre doch jammerschade, wenn euch vielleicht der Hecht eures Lebens abkommt, nur weil ihr das falsche Vorfach verwendet. Von dem armen Hecht ganz zu schweigen, der mit evtl. vernageltem Maul weiterschwimmen und schließlich eingehen muss!

Gruß euer Lahnfischer

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da stimm Ich dir absolut zu Lahnfischer!

Jens hat gesagt…

Ich habe mich hier ein wenig auf deinen Blog umgechaut und muss gestehen, dass du echt geniale Beiträge schreibt. Auch zum Thema Vorfächer immer up to date - super!

Unknown hat gesagt…

Hallo, danke für den sehr guten Artikel. Könntest du noch was zum Wolframvorfach schreiben ?

Lahnfischer hat gesagt…

Sorry, aber das Wolfram habe ich nicht ausprobiert und sehe auch keine Veranlassung dazu, da ich mit normalem 1x7 und Titan in 1x1 und 1x7 für alles bestens gerüstet bin... :)

Spinnfischer hat gesagt…

Ich kann nur sagen, dass Hartmono beim Spinnfischen das NonPlusUltra ist. Ich habe deutlich mehr Bisse. Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich denke mal, dass von Metall Schwingungen ausgehen, die die Fische spüren.